Bevor man über den Zukauf eines vierbeinigen Familienmitglieds nachdenkt sollten 3 Fragen im Vordergrund stehen:
Welche Rasse sollte es werden?
Biete ich alle Möglichkeiten, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen?
Was brauche ich für ein Leben mit Hund?
1. Welche Rasse sollte es werden?
Die erste und vielleicht auch wichtigste Frage, beschäftigt sich mit der Rasse des Hundes.
Als Tierärztin ist es mir eine Herzensangelegenheit bei der Rassewahl auf Qualzuchten zu verzichten. Wenn bei der Zucht von Tieren Schmerzen, Fehlbildungen und andere gesundheitliche Schäden aus wirtschaftlichen Gründen in Kauf genommen werden, bezeichnet man dies als Qualzuchten. Da es in Deutschland möglich ist, ohne jede Voraussetzung zu züchten, liegt es in unserer Verantwortung die “Vermehrung” von Tieren deren Leben mit Leid verknüpft ist zu verhindern.
Aber wie?
Die Lösung ist sehr simpel, auf Extremzuchten von Brachycephalen Rassen, also Rassen die nahezu keine Schnauze mehr besitzen sollte definitiv verzichtet werden. Des Weiteren sollten Sie sich gründlich über den Züchter oder Zuchtverein informieren, bei dem Sie einen Welpen oder Hund erstatten wollen.
Sammeln Sie Erfahrungen früherer Kunden, seien Sie vor Ort um sich ein Bild der Elterntiere und des Heranwachsens der Welpen zu machen. Hinterfragen sie die Gesundheit der Eltern, die der Wurfgeschwister und auch ob diesbezüglich genetische oder medizinische Tests durch einen Tierarzt veranlasst wurden.
Wenn diese Grundlegenden Fragen geklärt sind, spielt es natürlich auch eine Rolle, welcher Hund am besten zu Ihnen passt! Suchen Sie einen Partner für Sport und Wandern, einen Familienhund, einen Hund der Sie überall hinbegleitet oder doch lieber einen ruhigeren Vierbeiner unter ihrem Dach. Es gibt Tausende verschiedener Hunderassen, mit ganz eigenen Charakteristika und zusätzlich ist jeder und jede einzelne von Ihnen ein Individuum. Am Ende kann es trotz der richtigen Rasse und dem perfekten Züchter immer anders kommen als Sie erwarten, seien Sie auch darauf gefasst!
2. Biete ich alle Möglichkeiten, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen?
Die zweite Frage wird oft sehr schnell mit einem “Ja” beantwortet, aber machen Sie sich wirklich einmal Gedanken darüber und spielen Sie die verschiedenen Szenarien Ihres Lebens mit Hund durch. Im Prinzip spielen zwei Faktoren bei der Haltung eines Hundes eine große Rolle und das sind:
Geld und Zeit.
Fangen wir mit dem Faktor Geld an. Jedem ist bewusst, dass es Geld kostet einen Hund zu halten. Futter, Versicherungen, Steuer, Leinen und Halsbänder, aber haben Sie sich schonmal gefragt was es monatlich bedeutet für die nächsten 10-20 Jahre? Leider sind viele Angaben, die man im Internet findet für die optimale Versorgung recht niedrig angesetzt. Deshalb habe ich vor knapp einem halben Jahr eine Umfrage auf meinem Instagram Account @allesfuerdietiergesundheit durchgeführt. An dieser Umfrage nahmen 50-100 Personen Teil, deren durchschnittliche Ausgaben für ihren Hund betragen 255 Euro pro Monat. Dies erschien auch mir recht viel, weshalb ich die Teilnehmer bat Angaben zu machen, was wofür ausgegeben wird. Am Ende läpperten sich Versicherungen, Steuer, Training, Futter, Accessoires, Betreuung und Tiermedizin bei fast jedem (egal ob kleiner oder großer Hund) auf einen mindestens 3-stelligen
Betrag pro Monat. Natürlich spiegelt eine Statistik von 50-100 Teilnehmer nicht die Tatsächliche Lage wider, ich denke aber, dass sie einen guten ersten Einblick darüber gibt, welche persönliche finanzielle Belastung man vor der Anschaffung einplanen sollte. Einen ebenso wichtigen Punkt stellt die Zeit dar. Den meisten ist Bewusst, dass der Hund 3-mal täglich raus muss und eine Betreuung für den Urlaub geschaffen werden sollte. Daneben sind auch spontane Ausflüge oder das Verlängern einer Reise/eines Besuches einzuplanen. Ich liebe das Leben mit meinem Hund und in den 5 Jahren die sie bei mir ist, haben wir immer eine Lösung für das zeitliche Management gefunden, dennoch sollte auch dieser Punkt einem Bewusst sein.
3. Was brauche ich für ein Leben mit Hund?
Diese Frage Teile ich gerne in 3 Abschnitte ein: Unverzichtbar, das Basic-Paket und das Plus-Paket.
Unverzichtbar An oberster Stelle, unabhängig von Materiellen Dingen, stehen: Liebe, Geduld, Verantwortung und Information. Die Entscheidung sich einen Vierbeiner zuzulegen sollte nicht leicht fertig getroffen werden. Sie können sich neben den bereits besprochenen Themen über Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Steuern und Hundeschulen informieren. Und dann, sollten Sie wissen, dass ein Welpe oder auch adulter Hund Ihnen einiges an Nerven und Geduld abverlangt. Wenn Sie sich am Ende auf dieses Abenteuer einlassen wollen, benötigen Sie folgendes:
Basic-Paket Zu aller erst sprechen Sie mit ihrem Vermieter ob ein Hund in ihrer Wohnung/ihrem Haus erlaubt ist, um späteren Problemen vorzubeugen. Dann geht es los, zu den Basics gehören definitiv Halsband, Leine und Geschirr – am besten in doppelter Ausführung, falls mal etwas kaputt geht oder dreckig wird. Des Weiteren brauchen Sie Hundenäpfe, ein Hundebett und eine Decke für unterwegs, sowie eine Transportbox, sollte der Hund mit im Auto dabei sein. Ganz wichtig ist natürlich auch Spielzeug und essentielle Dinge wie Hundefutter und Leckerlies für das Training. Weitere wichtige Dinge sind: Hundeshampoo, Kotbeutel, Zeckenzange, Krallenschere, Fellbürste, Maulkorb (für öffentliche Verkehrsmittel) und eine kleine Apotheke für Zuhause. Natürlich können diese Dinge immer auf den Individuellen Hund angepasst werden, nicht jeder Hund benötigt eine Fellbürste und nicht jeder traut es sich Zuhause selber die Krallen zu schneiden. Was Sie konkret davon benötigen, werden Sie und ihr neues Familienmitglied mit der Zeit herausfinden. Was aber jeder Hund braucht ist eine gute Hundeschule oder eine/n Trainer/in, eine Haftpflichtversicherung, die Anmeldung zur Hundesteuer und meiner Meinung nach eine vernünftige Krankenversicherung für den Ernstfall, der schnell sehr teuer werden kann.
Wer besonders gut ausgestattet sein möchte, kann sich auch einmal mit dem Plus-Paket auseinandersetzen.
Plus-Paket Kleidung für den Hund steht zum Teil im Verruf, da der Hund ja vom Wolf abstammt. Aus tiermedizinischer Sicht ein völlig falscher Ansatz. Es gibt Hunde die sehr schnell frieren oder besonders Nässeempfindlich sind, auch das Streusalz unserer Straßen im Winter kann zu Schmerzen führen, weshalb der Gedanke an Hundeschuhe nicht direkt verworfen werden sollte. Und nicht nur Kleidung für den Hund, auch ihre Kleidung spielt eine Rolle bei den alltäglichen Abenteuern, die sie zusammen meistern wollen! Spätestens im ersten Herbst oder Winter werden sie merken, wie sinnvoll Gummistiefel, Regenmantel und Outdoorhosen sind, um den Spaziergang vollkommen genießen zu können.
Ich hoffe diese Auflistung bietet ihnen einen groben Überblick, was Sie vor der Anschaffung eines Hundes besorgen können. Es sieht erst einmal viel aus, aber Sie werden merken, dass diese Dinge den Alltag und das Leben mit Hund maßgeblich erleichtern und Freude bringen! Beachten sie auch, dass in manchen Bundesländern (Baden-Württemberg, Niedersachsen) ein Hundeführerschein nötig ist!
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